DEMIAN LIENHARD

(c) Laura J. Gerlach
(c) Laura J. Gerlach

Demian Lienhard, geboren 1987, ist Berner. Sein erster Roman »Ich bin die, vor der mich meine Mutter gewarnt hat« (FVA 2019) stand 2019 auf der Shortlist des Klaus-Michael-Kühne-Preises für das beste deutschsprachige Debüt und wurde 2020 mit dem Schweizer Literaturpreis ausgezeichnet. Für seine Recherchen an Mr. Goebbels Jazz Band lebte er längere Zeit in Galway, London, Berlin und Bern. Demian Lienhard arbeitet als freischaffender Schriftsteller in Zürich.

 

Demian Lienhard erzählt in seinem zweiten Roman »Mr. Goebbels Jazz Band« die ungeheuerliche (fast bis ins Detail wahre) Geschichte einer Swing-Band, die im Dienst der Nazis Jazz spielte, und des berüchtigten Radiosprechers William Joyce, der unter dem Decknamen Lord Haw-Haw als »Stimme Hitlers« internationale Bekanntheit erlangte.

 

Berlin, Frühjahr 1940: Auf Beschluss von Joseph Goebbels wird eine Big Band gegründet, die als Mr. Goebbels Jazz Band internationale Bekanntheit erlangt. Die besten europäischen Musiker, darunter auch Juden und Homosexuelle, spielen im Dienst der NS-Propaganda wortwörtlich um ihr Überleben – ausgerechnet mit Jazz, der als »entartet« gilt. Bis zu sechs Millionen britische Haushalte täglich lauschen den Swing-Stücken mit anti-alliierten Hetztexten und dem Star-Moderator William Joyce alias Lord Haw-Haw, der nach seinem rasanten Aufstieg in der British Fascist Union aus London nach Berlin geflohen war.

 

Joyce soll den Erfolg »an der Front im Äther« literarisch dokumentieren lassen. Der dafür ausgewählte Schweizer Schriftsteller Fritz Mahler findet sich im Zuge seines Auftrags, einen Propagandaroman über die Band zu schreiben, in verruchten Berliner Clubs und illegalen Jazzkellern wieder, trinkt zu viel Cointreau, verzettelt sich in seinen Recherchen und muss nicht nur die Skepsis der Musiker überwinden, sondern auch seine gefährlichen Auftraggeber über das schleppende Vorankommen seines Unterfangens hinwegtäuschen.

 

In furiosem Tempo jagt Lienhard seinen Figuren von New York nach Galway, London, Manchester, Zürich, Danzig und Berlin nach und stellt den menschenverachtenden Zynismus des NS-Staats ebenso bloß wie die Perfidie der Nazipropaganda. Gezeigt wird das Scheitern künstlerischer Produktion im Dienste einer Ideologie, wobei auch die eigene Erzählung verschmitzt unterwandert wird, bis hin zum überraschenden Paukenschlag.

 

Ein furioser, temporeicher und bei aller Ernsthaftigkeit ironisch-amüsanter Roman, der die Perfidie der Nazipropaganda in ihrer grausamen Absurdität entlarvt.


AUSZEICHNUNGEN (Auswahl)
2022 Stipendium Literarisches Colloquium Berlin

2020 Schweizer Literaturpreis 

2018 Finalist beim 28. open mike 


VERÖFFENTLICHUNGEN
MR. GOEBBELS JAZZ BAND, Roman, Frankfurter Verlagsanstalt, 2023

ICH BIN DIE, VOR DER MICH MEINE MUTTER GEWARNT HAT, Roman, Frankfurter Verlagsanstalt, 2019

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